I Systembeschreibung

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Staaten

 

 

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Staaten in HGIS Germany

In HGIS Germany werden Gebiete, die souverän sind bzw. von souveränen Monarchen regiert werden, als Staaten bezeichnet. Das System enthält Informationen zu insgesamt 66 Staaten. Davon können 48 deutsche Staaten mittels der Zeitreise besucht werden. Zu den übrigen Staaten liegen Grundinformationen vor, die über den Flächen-Info-Button abrufbar sind.

Einen deutschen Nationalstaat gibt es erst seit 1871. Grundidee von HGIS Germany ist es daher, Informationen zur Geschichte und Entwicklung aller souveränen bzw. teilsouveränen deutschen Einzelstaaten zur Verfügung zu stellen, die es zwischen 1820 und 1914 gab.

 

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Staaten im Deutschen Bund (1820-1865)

Zunächst waren dies die 41 Gründungsstaaten des 1815/20 ins Leben gerufenen "Deutschen Bundes", eines Fürstenbundes unter der Vorherrschaft Österreichs und Preußens (s. Liste DB-Gründungsstaaten).

Diese Staatenwelt erfuhr in den Folgejahren einige Veränderungen, die sich auch auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bund insgesamt auswirkten und daher im HGIS Germany abgebildet werden:

Von den ursprünglich 41 Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes sind bei seiner Auflösung im August 1866 somit nur noch 34 verblieben.

 

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Staaten im Norddeutschen Bund (1866-1870)

Dem 1866/67 unter Führung Preußens gegründeten Norddeutschen Bund gehörten 1867 noch 23 souveräne Staaten als Mitglieder an (s. Liste NDB-Gründungsstaaten).

Diese Staaten werden in HGIS Germany weiterhin als Einzelstaaten geführt und können per Zeitreise besucht werden.
Die drei süddeutschen Staaten - Bayern, Baden und Württemberg - gehörten nicht zum Norddeutschen Bund und werden im HGIS Germany daher in diesem Zeitraum vorübergehend als "mitbeobachtete Staaten" geführt.

Durch Annexion verloren 1866 mehrer Staaten ihre Existenz, und zwar Hannover, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Nassau sowie Frankfurt. Liechtenstein und Österreich scheiden mit dem Ende des Deutschen Bundes 1866 aus dem Kreis der im Hauptgebiet beobachteten Staaten von HGIS Germany aus.

 

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Staaten im Deutschen Reich (1871-1914)

Das wiederum unter Führung Preußens 1871 gegründete Deutsche Reich war ein Bundesstaat. Seine 25 Mitgliedstaaten - sprachlich etwas verwirrend ebenfalls "Bundesstaaten" genannt - gaben einen Teil ihrer Souveränität (besonders in der Außen- und Militärpolitik) an den König von Preußen als "Deutschen Kaiser" bzw. an eine neue Reichsregierung in Berlin ab, blieben de jure aber weiterhin souveräne Staaten.

Als besonderes Gebiet kam 1871 das von Frankreich annektierte Elsaß-Lothringen hinzu, das als "Reichsland" direkt von Berlin aus verwaltet wurde. Wegen der besonderen Datenbankstruktur von HGIS Germany muss auch dieses Gebiet als eigener Staat geführt werden, obwohl es dies historisch gesehen nicht war.

Dem Deutschen Reich gehörten 1871 demnach 25 (Bundes)Staaten sowie ein als Staat aufgefasstes Gebiet an (s. Liste DR-Gründungsstaaten).

Auch nach der "Reichsgründung" von 1871 bestanden diese Staaten als Bundesstaaten des Deutschen Reichs weiter fort, so dass eine Zeitreise durch diese Staaten auch nach 1871 weiterhin möglich und sinnvoll ist.

HGIS Germany akzentuiert somit das föderale Element in der deutschen Geschichte. Staatenbünde und Zentralstaaten werden als "Staatenwelten" aufgefasst, und Informationen über sie - einschließlich des Deutschen Reichs - und sind dort abrufbar (s. Staatenwelten).

 

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Mitbeobachtete Staaten

Die Kategorie der "mitbeobachteten Staaten" erklärt sich aus Besonderheiten der Staatenbildung in Deutschland im Beobachtungszeitraum, insbesondere in der Zeit vor 1871.

Belange von "Staaten" waren in dieser Zeit oft noch mit Belangen der sie regierenden Dynastien verknüpft, so dass in einigen Fällen besondere Entscheidungen hinsichtlich der Aufnahme von Staaten in das HGIS gemacht werden mussten, auch wenn sie staatsrechtlich gesehen nicht als souverän galten bzw. nicht direkt mit dem Deutschen Bund verbunden waren.

Vier Fälle sind zu nennen:

Schleswig

Das Herzogtum Schleswig war bis 1865 in Personalunion mit Dänemark verbunden und zählte (zumal aus dänischer Sicht) zum "Dänischen Gesamtstaat".

Ab 1867 gehörte es zu Preußen und hatte bereits vorher eine enge Bindung an das Herzogtum Holstein, das sich ebenfalls in Personalunion mit Dänemark befand, aber gleichzeitig Mitglied im Deutschen Bund war.

Wegen dieser Nähe zum Deutschen Bund (und dem späteren Beitritt zu Preußen und zum Deutschen Reich) wird Schleswig ab 1820 im HGIS Germany als mitbeobachteter Staat in der Staatenliste geführt.

Lauenburg

Ähnlich verworren ist der Fall Lauenburg. Das Herzogtum war mit Holstein (und damit über die dänische Krone) Mitglied des Deutschen Bundes.

Kurzfristig ein Kondominat zwischen Österreich und Preußen ist es ab 1866 über eine Personalunion mit der preußischen Krone verbunden, wird aber erst 1876 Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.

Obwohl nie ein souveräner Staat, wird Lauenburg von 1820 bis 1875 als "mitbeobachteter Staat" in HGIS Germany geführt und kann entsprechend per Zeitreise besucht werden.

Bayern, Württemberg, Baden (1866-1870)

Nach dem Ende des Deutschen Bundes 1866 verbleiben die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden zwar im Deutschen Zollverein, werden aber nicht Mitglied des Norddeutschen Bundes.

Sie gelten in diesen Jahren zwar als "mitbeobachtete Staaten", können aber weiterhin ohne Einschränkungen virtuell bereist werden.

Luxemburg (ab 1866)

Luxemburg wird nach dem Auseinanderfallen des Deutschen Bundes 1866 politisch selbständig, verbleibt aber im Deutschen Zollverein.

Nach der Reichsgründung von 1871 wird das Großherzogtum zwar politisch vom Staatsgebiet des neuen Deutschen Reichs getrennt, es bleibt aber weiterhin Teil des Deutschen Zollgebiets.

Daher wird es im HGIS Germany ab 1866 als "mitbeobachteter Staat" geführt.

 

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Staatenähnliche Gebilde

"Staatenähnlich Gebilde" sind nicht souveräne Staaten oder Verwaltungseinheiten, die - wie die mit beobachteten Staaten - im HGIS Germany als Sonderfälle von Staaten oder Provinzen geführt werden.

Neuenburg/Neuchâtel

Dieser Schweizer Kanton war zwischen 1820 und 1854 mit der preußischen Krone verbunden, formal aber nicht Teil des preußischen Staats- bzw. Verwaltungsgebiets.

Er wird im HGIS Germany in der Staatenliste geführt.

Kondominat Reuß-Gera

Das Fürstentum Reuß-Gera wurde von den übrigen Mitgliedern der jüngeren Linie Reuß als gemeinsames Gebiet (im Kondominat) verwaltet.

Auf seinem im Vergleich zu den übrigen reußischen Staaten umfänglichen Territorium befand sich die gemeinsame Hauptstadt Gera.

Aus diesem Grund wird das Kondominat im HGIS Germany als eigener Staa geführt, obwohl es dies de jure nicht war.

Limburg

Die niederländische Provinz Limburg kommt 1839 zum Gebiet des Deutschen Bundes als Ersatz für den Verlust eines großen Teils des Staatsgebiets von Luxemburg, das bereits 1830 an das neu entstandene Königreich Belgien abgegeben worden war.

Limburg wird im HGIS Germany als Provinz geführt und ist nur über den Flächen-Info-Button auswählbar.

 

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Staaten außerhalb des Beobachtungsgebiets

Das Hauptbeobachtungsgebiet von HGIS Germany, der Deutsche Bund, war von Nachbarstaaten umgeben. Auch zu diesen wurden Informationen gesammelt - insbesondere die Veränderungen der Staatsgrenzen und (für die Niederlande) Veränderungen in der Küstenlinie.

Weiterhin sind die jeweilige Staatshauptstadt sowie der Rang des Staates (z.B. Königreich) in der Datenbank notiert und kann abgefragt bzw. eingeblendet werden.

Ausländisches Staatsgebiet ist grundsätzlich dunkelgrau eingefärbt. Zu 20 dieser Staaten stehen Informationen im WebGIS zur Verfügung (s. Liste Ausländische Staaten).

Der Abruf von Informationen erfolgt jeweils mit dem Flächen-Info-Button.