Das Fürstentum Reuß jüngere Linie entsteht 1848 aus der Vereinigung der Fürstentümer Reuß-Lobenstein und Ebersdorf und Reuß-Schleiz sowie des Kondominats Fürstentum Gera. Das Staatsgebiet des Fürstentums liegt in Mitteldeutschland. Es besteht aus den zwei getrennt voneinander liegenden Landessteilen Gera und Schleiz sowie den drei Exklaven Lichtenberg, Pöllwitzer Wald-Weißendorf-Hirschbach und Hohenleuben. Der nördliche Geraer Landesteil ist von der preußischen Provinz Sachsen sowie den Herzogtümern Sachsen-Altenburg und Sachsen-Weimar-Eisenach umgeben. Der Schleizer Landesteil grenzt im Norden an Sachsen-Weimar-Eisenach, das Fürstentum Reuß-Greiz und den preußischen exklavierten Kreis Ziegenrück, im Osten an Reuß-Greiz und das Königreich Sachsen, im Süden an das Königreich Bayern sowie im Westen an das Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Fürstentum Schwarzburg Rudolstadt. Innerhalb des Staatsgebiets von Reuß jüngere Linie befinden sich die zu Sachsen-Weimar-Eisenach gehörende Enklave Förthen, die preußischen Enklaven Blintendorf und Gefell sowie die Sachsen-Altenburger Enklave Röpsen. Hauptstadt und Regierungssitz ist Gera, Residenzen befinden sich in Gera, Schleiz und Ebersdorf.
Für das Fürstentum Reuß jüngere Linie wird 1849 eine Fläche von 21 Quadratmeilen angegeben, der GIS-Wert beträgt 817km².Das Fürstentum liegt in Thüringen und ist sehr gebirgig. Der nördlich gelegene Geraer Landesteil wird von einem Teil des Vogtländischen Mittelgebirges durchzogen. Insgesamt ist es flacher und verfügt über einen fruchtbareren Boden als die anderen Gebietsteile. Hauptgewässer ist die Weiße Elster. Der südlich gelegene Schleizer Landesteil befindet sich im nördlichen Teil des Thüringer Waldes, dem sogenannten Frankenwald und wird zudem vom Thüringer Schiefergebirge und einem Teil des vogtländischen Mittelgebirges durchzogen. Höchste Erhebungen sind der südwestlich von Lobenstein gelegene Kulm mit einer Höhe von 779m und der Sieglitz bei Neundorf im Thüringer Schiefergebirge mit einer Höhe von 747m. Hauptgewässer sind Saale, Sormitz, Selbitz, Rodach, Weida und Wisenta. Rund 38% des Landes sind bewaldet. Das Klima ist insgesamt gemäßigt, an der Saale und um Gera etwas milder, im Frankenwald etwas rauer.
1564 teilten die Reußen ihre Besitzungen in die ältere Linie, die mittlere Linie und die jüngere Linie. Mit Erlöschen der mittleren Linie bildete sich der Zweig Reuß ältere Linie bzw. Reuß-Greiz. Die Länder der jüngeren Linie, die späteren Fürstentümer Reuß-Gera, Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, schlossen sich 1604 in der Reußischen Fürstengemeinschaft "Reuß jüngere Linie " mit Sitz in Gera zusammen, die für Justiz- und Lehnssachen zuständig war. Mit Erlöschen der Linie Reuß-Gera 1802 übernahmen sie die gemeinschaftliche Verwaltung des Kondominats Fürstentum Gera. Im Jahre 1848 übertrug der regierende Fürst von Reuß-Lobenstein und Ebersdorf sein Fürstentum auf Reuß-Schleiz. Mit der Vereinigung dieses Fürstentums mit dem bislang gemeinsam verwalteten Kondominat Fürstentum Gera und dem Fürstentum Reuß-Schleiz wurden alle Gebiete der Fürstengemeinschaft Reuß jüngere Linie wieder unter einem Haupt vereint. Der so entstandene Staat nennt sich daher "Fürstentum Reuß jüngere Linie".
Das Fürstentum Reuß jüngere Linie ist eine Monarchie. Die regierenden Fürsten stammen aus der Reuß-Schleizer Linie des Hauses Reuß. Seit dem 12. Jahrhundert nennen sich alle männlichen Mitglieder des Hauses Reuß Heinrich. Mit dem Geschlechtsvertrag von 1668 ist festgelegt, dass die ältere Linie bis Hundert zählt, während die jüngere Linie jedes Jahrhundert neu zu beginnen hat. Mit Zusammenlegung der Fürstentümer Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein und Ebersdorf sowie des Kondominats Fürstentum Gera im Jahre 1848 wird Heinrich LXII. (reg. 1818-1854) von Reuß-Schleiz alleiniger Herrscher und nimmt später den Titel Fürst Reuß jüngere Linie an. Ihm folgen sein Bruder Heinrich LXVII. (reg. 1854-1867) und dessen Sohn Heinrich XIV. (reg. 1867-1892 (1913)). Heinrich XIV. betraut 1892 seinen Sohn Heinrich XXVII. (reg. 1913-1918) als ständigen Vertreter mit der Führung der Regierung. Von 1902 bis 1908 übernimmt Heinrich XIV. im Fürstentum Reuß-Greiz die Regentschaft für den regierungsunfähigen Heinrich XXIV. (1878-1927), ab 1908 übernimmt dies ebenfalls sein Sohn Heinrich XXVII.
Reuß jüngere Linie.Heinrich LXII. beruft nach der Vereinigung der Fürstenhäuser Reuß jüngere Linie einen konstituierenden Landtag ein, der das Staatsgrundgesetz vom 30. November 1849 beschließt. Der seit November 1851 bestehende erste konstitutionelle Landtag führt das indirekte Wahlrecht und eine Gliederung nach Ständen ein. Am 14. April 1852 erhält das dadurch revidierte Staatsgrundgesetz Gültigkeit. Der Landtag setzt sich aus dem Fürsten von Reuß-Köstritz oder dessen Vertreter, drei Rittergutsbesitzern und neun Abgeordneten zusammen, die durch allgemeine Wahlen bestimmt werden.
Die vom Bürgertum seit 1868 geforderte Wahlreform führt schließlich zum Landtagswahlgesetz vom 17. Januar 1871. Danach besteht der Geraer Landtag aus 16 Abgeordneten, von denen einer vom Fürst Reuß-Köstritz ernannt, drei von den Höchstbesteuerten und zwölf von den sonstigen männlichen Bürgern im direkten Verfahren gewählt werden.
Mit der Begründung, dass "dem Überhandnehmen der Sozialdemokratie ein Riegel vorgeschoben werden müsse, wenn nicht der Staat Selbstmord verüben wolle", setzt das Staatsministerium ein neues Wahlrecht durch, dem der Landtag im Januar 1913 zustimmt. Nach dieser Wahlrechtsänderung wird die Zahl der Abgeordneten aus allgemeinen Wahlen von 12 auf 17 erhöht und gleichzeitig ein Pluralwahlrecht eingeführt, das Einkommen, Lebensalter und Bildungsstand berücksichtigt und auf eine Person bis zu 5 Stimmen konzentriert.
Im Fürstentum Reiß jüngere Linie werden zunächst die Verwaltungsstrukturen der Vorgängerstaaten übernommen. Im Jahr 1852 wird es in die drei Kreise Gera, Ebersdorf und Schleiz eingeteilt, 1856 werden die Kreise in gleichnamige Landratsämter umgewandelt. Im Jahre 1871 erfolgt die Neueinteilung des Landes in zwei Bezirke und zwar den Unterländischen Bezirk mit Sitz in Gera und den Oberländischen Bezirk mit Sitz in Ebersdorf. 1880 wird der Sitz des Oberländischen Bezirks von Ebersdorf nach Schleiz verlegt. Mit dem Fürstentum Reuß-Greiz sowie den Häusern der sächsisch-ernestinischen Linie ist die Justiz des Fürstentums Reuß jüngere Linie dem Ober-Appellationsgericht in Jena unterstellt.
Im Entstehungsjahr 1848 hat das Fürstentum Reuß jüngere Linie 77.400 Einwohner. Bis 1905 verdoppelt sich die Einwohnerzahl auf 144.584. 1852 leben 25% der Einwohner in den sechs Städten des Fürstentums; 1905 leben allein in der Hauptstadt Gera 32% der Einwohner. 1849/50 hat die Hauptstadt Gera 13.062 Einwohner. Im Jahre 1905 liegt die Einwohnerzahl mit 46.909 fast viermal so hoch. Die Bevölkerung des Fürstentums gehört fast ausschließlich der evangelisch-lutherischen Glaubensrichtung an.
Für Reuß jüngere Linie und Reuß-Greiz gemeinsam werden für das Jahr 1905 rund 97% Personen evangelischer, 1,8% katholischer und 0,1% jüdischer Glaubensrichtung angegeben. In Ebersdorf besteht eine Herrnhutergemeinde mit 150 Mitgliedern.
Vergleichszahlen um die Jahrhundertmitte liegen nicht vor, da in den reußischen Fürstentümern die Bevölkerungszahlen seinerzeit noch nicht getrennt nach Konfessionen erhoben wurden.
Haupterwerbszweig in der Landwirtschaft ist im Fürstentum Reuß jüngere Linie die Forstwirtschaft. Rund 38% des Gebietes sind bewaldet und bestehen zu 96% aus Nadelholz. Einzig die fruchtbaren Täler bieten günstige Voraussetzungen für den Ackerbau in dem ansonsten sehr gebirgigen und eher kargen Land. Angebaut werden vornehmlich Weizen, Roggen, Sommergerste, Hafer, Kartoffeln und Klee. Obst wird hauptsächlich in Hausgärten gezogen. Im südlichen Oberland wird zudem Flachs angebaut. Hinsichtlich der Viehzucht werden vor allem Rinder und Schweine gezüchtet. Der Bestand an Pferden und Schafen ist verhältnismäßig gering.
Der Bergbau ist auf die Gebirgsgegenden beschränkt. Neben der Eisenerzförderung mit einem Höchstwert von 7.598t im Jahre 1872 und einer Braunkohleförderung von 8.314t im Jahre 1886 konzentriert sich der Bergbau auf Blei, Kupfer, etwas Silber, Kobalt, Vitriol und Alaun. Eine Saline befindet sich in Heinrichshall bei Gera.
Die Einführung der Gewerbefreiheit 1863 leitet eine Liberalisierung des Wirtschaftslebens ein. Die Industrie entwickelt sich in der zweiten Jahrhunderthälfte rasant. Im Jahre 1895 erreicht der Anteil der Industriebevölkerung an der Zahl der Erwerbstätigen der Fürstentümer Reuß jüngere Linie und Reuß ältere Linie mit 68% einen außerordentlich hohen Wert. Selbst im stark industrialisierten Sachsen liegt der Anteil zu diesem Zeitpunkt nur etwa bei 50, und deutschlandweit bei 39%.Bedeutendster Industriezweig ist die Textilindustrie mit einem Ballungszentrum um Gera und einem Schwerpunkt in der Fabrikation von Kammwollwaren. 1891 werden in Gera 62 Textilfabriken gezählt, sowie 9.500 mechanische Webstühle und etwa 11.000 Textilarbeiter. Im ganzen Fürstentum finden sich um 1900 rund 12.000 Webstühle. Das bedeutendste Unternehmen in Gera ist die 1834 gegründete Firma Ernst Friedrich Weißpflog. In Zwötzen bei Gera gründen Geraer und Greizer Unternehmer 1890 die Gera-Greizer-Kammgarnspinnerei AG. Zudem sind in Gera Teppichwebereien, Färbereien, Gerbereien und Rosshaarspinnereien angesiedelt. Weitere Industriezentren sind für Jutespinnerei und -weberei Triebes, für Tabak- und Zigarrenfabrikation Gera und Lobenstein, für die Fabrikation von Harmoniken und Akkordeons Gera und Niederböhmersdorf und für die Fabrikation von Metallwaren Schleiz. Porzellanfabriken finden sich um 1900 noch in Gera-Untermhaus und Langenberg. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind die Sohlenlederfabrik in Hirschberg an der Saale, die Bierbrauerei in Köstritz und die Marmorschleiferei in Saalburg. Die Stahlproduktion des Fürstentums Reuß jüngere Linie erreicht mit 212t im Jahre 1860 ihren Höhepunkt, die Roheisenproduktion 1872 mit 1.221t.
Die im Fürstentum angesiedelte Textilindustrie verfügt über ein ausgedehntes internationales Handelsnetz. Neben den Textilien sind die wichtigsten Ausfuhrartikel beider reußischen Fürstentümer Holz, Rinder, Butter, Eisen, Maschinen, Leder, Musikinstrumente und Porzellan. Eingeführt werden vor allem Stein- und Braunkohle, wollene Garne, Getreide, Obst, Leinsamen, Talg, rohe Häute, Glas und Kolonialwaren.
In den Reußischen Fürstentümern wird seit 1841 nach Talern zu 30 Groschen à 12 Pfennigen gerechnet. Längenmaß ist der Fuß, Flächenmaß ist der Scheffel sowie in Schleiz auch der Morgen, Handelsgewicht ist das Leipziger Pfund.
Der Aufbau des thüringischen Chausseenetzes ist um 1860 im Wesentlichen abgeschlossen. Bis zur Jahrhundertwende sind auch die örtlichen Verbindungswege angelegt.
Die Haupt- und Residenzstadt Gera erhält 1859 mit Fertigstellung der Verbindung Weißenfels-Zeitz-Gera Bahnanschluss. 1871 wird die Strecke über Weida, Pößneck und Saalfeld bis nach Eichicht unmittelbar vor den Thüringer Wald geführt. 1876 kann die Querverbindung Weimar-Jena-Gera eröffnet werden. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die ostthüringische Industrie ist die durch die Strecken Gera-Gößnitz (1865), Wolfsgefährt bei Gera-Greiz-Plauen (1876) und Leipzig-Gera-Probstzella hergestellte Verbindung mit dem Königreich Sachsen. Das westliche reußische Oberland erhält Anschluss an den Eisenbahnverkehr, als die bereits seit 1894 von Triptis an der Hauptstrecke Saalfeld-Gera abzweigende Stichbahn von Ziegenrück im Jahre 1895 bis Lobenstein und 1896 bis Blankenstein fortgesetzt wird. 1901 erfolgt über Marxgrün zudem die Anbindung an das bayerische Eisenbahnnetz. Eine weitere Eisenbahnverbindung erhält Lobenstein 1907-1908 in Richtung Saalfeld über Wurzbach und Leutenberg nach Hockeroda an der München-Berliner Hauptstrecke. 1913 beträgt das Eisenbahnnetz des Fürstentums Reuß jüngere Linie 108,9km für normalspurige Eisenbahnen. Seit den Erwerbungen von 1881 und 1895 befinden sich die meisten Eisenbahnstrecken im Besitz des preußischen Staates.
Das Fürstentum hat keine schiffbaren Wasserstraßen.
Das Fürstentum hat keine Binnenhäfen.
Mit dem Volksschulgesetz vom 4. November 1870 verankert Reuß jüngere Linie die Schulpflicht vom 6. bis zum 14. Lebensjahr für Jungen und Mädchen. Die geistliche Schulaufsicht wird beibehalten und erst durch das Nachtragsgesetz vom 3. Juni 1911 zumindest auf der mittleren Schulebene eingeschränkt, wo die Schulaufsicht pädagogisch erfahrenen Schulmännern, die selbst aus der Volksschule hervorgegangen sind, als Bezirksschulinspektoren übertragen wird. Die zwei Gymnasien des Fürstentums bestehen seit dem 17. Jahrhundert: 1608 wird das Gymnasium in Gera von Heinrich Posthumus (1572-1635), dem Stammvater der jüngeren Linie Reuß, gegründet und 1656 geht das Gymnasium zu Schleiz, das Rutheneum, aus einer alten Lateinschule des Deutschen Ordens hervor. Zudem bestehen um 1900 ein Realgymnasium, zwei höhere Töchterschulen, ein Schullehrerseminar und eine Handelsschule in Gera, eine Bauschule, ein Schullehrerseminar und eine Taubstummenanstalt in Schleiz sowie eine Landwirtschafts- und Gärtnerlehranstalt in Köstritz.
1871 werden an dem seit 1730 an verschiedenen Orten untergebrachten Geraer Hoftheater erstmals Künstler fest eingestellt. Bis dahin hatte es ausschließlich Gastspieltruppen gegeben. In den 1880er Jahren kommen Oper und Operette zu dem bis dahin dominierenden Schauspiel hinzu. Das seit 1853 mit dem Titel Fürstliches Hoftheater versehene Theater erhält 1902 einen Neubau im Renaissancestil.
Bei der Staatsgründung 1848 gehört Reuß jüngere Linie dem Deutschen Bund an. Im Plenum der Bundesversammlung (Bundestag) führt es eine eigene Stimme. Im "Engeren Rat" teilt es sich eine Stimme mit den Fürstentümern Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Waldeck, Reuß-Greiz, Liechtenstein, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und Hessen-Homburg. Mit Staatsgründung ist das Fürstentum zudem Mitglied des Thüringischen Zoll- und Handelsvereins und mit diesem des Deutschen Zollvereins. Im Deutschen Krieg 1866 verhält sich Reuß jüngere Linie neutral, tritt aber schon am 26. Juni 1866 durch freiwilligen Vertrag mit Preußen dem in Aussicht genommenen Norddeutschen Bund bei. 1867 gibt es die Militärhoheit an Preußen ab.
1871 wird Reuß jüngere Linie Bundesstaat des Deutschen Reichs. Im Bundesrat besitzt das Fürstentum eine Stimme und ist im Reichstag durch einen Abgeordneten vertreten.
Im Zuge der revolutionären Ereignisse im November 1918 muss Heinrich XXVII. Reuß Jüngere Linie (1892-1918) für zwei Länder abdanken, da er seit 1908 auch die Regentschaft von Reuß-Greiz inne hat. In Gera erfolgt die Abdankung am 10. November, dem 60. Geburtstag des Fürsten. Vorausgegangen war eine Volksversammlung, auf der von den Arbeiter- und Soldatenräten die Abdankung des Fürsten, der Rücktritt seines Ministers sowie die Amtsenthebung des Geraer Oberbürgermeisters gefordert worden war. Einen Tag später, am 11. November 1918, bildet sich auch in Reuß-Greiz ein Arbeiter- und Soldatenrat und der bereits vorbereite Thronverzicht des Fürsten Heinrich XXVII. wird bekannt gegeben.
Der am 17. April 1919 aus Reuß-Greiz und Reuß jüngere Linie gebildete Volksstaat geht mit Inkrafttreten des Gemeinschaftsvertrags am 4. Januar 1920 im neugeschaffenen Land Thüringen mit der Hauptstadt Weimar auf. Die am 22. Dezember 1919 eingerichtete "Reußische Anstalt für Kunst- und Volkswohlfahrt" ist aus einem Vergleich zwischen dem Haus Reuß jüngere Linie und der Regierung des Volksstaats hervorgegangen. Sie dient der Sicherung des Betriebs des Reußischen Theaters in Gera und der Gastspiele des Theaters in Greiz sowie der Reußischen Kapelle und der fürstlichen Sammlungen. Den Stiftungsvorstand hat Fürst Heinrich XXVII. inne. Heute ist Gera kreisfreie Stadt des Bundeslandes Thüringen. Zum Jahresende 2004 zählt die Stadt 105.153 Einwohner.
1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, wird das Residenzschloss Osterstein bei einem Luftangriff zerstört und 1962 ganz abgerissen. Die "Kunstsammlung Gera/Orangerie" verfügt über eine umfangreiche Sammlung alter und zeitgenössischer Kunst. Die "Kunstsammlung Gera/Otto Dix Haus" im rekonstruierten Geburtshaus des Malers Otto Dix (1891-1969) widmet sich dem Leben und Werk des Künstlers. Das ehemalige Zucht- und Waisenhaus beherbergt seit 1914 das Geraer Stadtmuseum. Das herzogliche Theatergebäude in Gera wird noch heute als Spielstätte genutzt.
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