Der preußische Regierungsbezirk Posen wird auf der Grundlage der "Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815" als Mittelbehörde der Provinz Großherzogtum Posen gegründet, Regierungssitz ist Posen. Im Norden grenzt der Regierungsbezirk an den ebenfalls zur Provinz Posen gehörenden Regierungsbezirk Bromberg, im Osten an das in Personalunion mit Russland verbundene Königreich Polen, im Süden an die zur preußischen Provinz Schlesien gehörenden Regierungsbezirke Oppeln, Breslau und Liegnitz und im Westen an den zur preußischen Provinz Brandenburg gehörenden Regierungsbezirk Frankfurt/Oder.
1820 ist der Regierungsbezirk in die Kreise Adelnau, Birnbaum, Bomst, Buk, Fraustadt, Kosten, Kröben, Krotoschin, Meseritz, Obornik, Peysern, Pleschen, Posen-Land, Posen-Stadt, Samter, Schildberg, Schrimm und Schroda untergliedert. 1887 kommen die Kreise Gostyn, Grätz, Jarotschin, Kempen, Koschmin, Lissa, Neutomischel, Ostrowo, Posen-Ost, Posen-West, Rawitsch, Schmiegel und Schwerin an der Warthe hinzu, die Kreise Buk, Kröben und Posen Land werden aufgelöst.
Für den Regierungsbezirk Posen wird 1821 eine Fläche von 322 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 17.839km² für das Jahr 1820. Der Regierungsbezirk gehört zum norddeutschen Tiefland und ist weitgehend eben. Es gibt zahlreiche kleinere Landseen und Sumpfgebiete wie den Obrabruch. Hauptfluss ist die Warthe, der Welna, Prosna und Obra zufließen.
Im Jahr 1820 liegt die Einwohnerzahl des Regierungsbezirks Posen bei 621.099. Bis 1850 nimmt sie um 45% auf 900.756 zu und liegt 1905 mit rund 1,2 Millionen Einwohnern doppelt so hoch wie 1820.
Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft. Im Ackerbau liegt der Schwerpunkt auf Hopfen und Kartoffeln. Zudem wird in der waldreichen Gegend zwischen Warthe und Netze Forstwirtschaft betrieben. Das Land ist nicht sehr reich an Bodenschätzen. Braunkohle und Eisenerz werden nur in geringen Mengen gefördert. Zudem gibt es einige Ton- und Torflager. Der Regierungsbezirk ist kaum industrialisiert. Unter anderem gibt es einige Ziegeleien, Bier- und Branntweinbrennereien und Schnupftabakfabriken. Eisen wird gar nicht, und Stahl nur in geringen Mengen produziert. Im Textilgewerbe liegt der Schwerpunkt in der Leineweberei, die vor allem im Nebenerwerb betrieben wird. Allein im Jahre 1843 sind 20.830 Webstühle im Einsatz.
Erst in den 1840er Jahren wird mit dem Aufbau eines Chausseenetzes begonnen. 1848 sind Straßenverbindungen nach Berlin, Danzig, Breslau und Polen gewährleistet. Als erste Stadt des Regierungsbezirks erhält die Stadt Posen 1848 Eisenbahnanschluss an Stettin. 1856 ist die Südverbindung nach Breslau fertiggestellt, und 1857 Lissa angeschlossen. Erst 1870 ist eine direkte Verbindung über Bentschen und Frankfurt/Oder nach Berlin hergestellt. 1875 wird Jarotschin angeschlossen. Einzige schiffbare Wasserstraße ist die Warthe, die sukzessive ausgebaut wird und über Häfen in Posen und Schwerin an der Warthe verfügt.
Geistiges und kulturelles Zentrum des Regierungsbezirks ist die Provinz- und Regierungsbezirkshauptstadt Posen. An repräsentativen Bauten entstehen 1829 die von Edward Raczynski (1786-1845) gestiftete Bibliothek, 1841 das Hotel "Bazar", 1842 die Goldene Kapelle des Posener Doms mit den Statuen der polnischen Fürsten Mieczyslaw und Boleslaw von Christian Daniel Rauch (1777-1857), 1857 der Sitz der "Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften", und 1875 das Stadttheater. Zum Ende des 19. Jahrhunderts kommen kulturelle Einrichtungen wie die Landesbibliothek und das Provinzialmuseum sowie repräsentative Bauten wie das Residenzschloss und die Ansiedlungskommission hinzu. Sie sollen vornehmlich dazu dienen, die deutsche Kultur im überwiegend polnisch besiedelten Posen zu stärken.
Nach den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags vom 28. Juni 1919 fällt nach Ende des Ersten Weltkriegs der Großteil des Regierungsbezirks Posen an Polen. Die bei Preußen verbliebenen Gebietsteile der Provinz Posen, der Kreis Schwerin an der Warthe sowie Teile der Kreise Bomst, Fraustadt und Meseritz, werden mit Wirkung zum 1. Juli 1922 zusammen mit den bei Preußen verbliebenen südwestlichen Teilen der Provinz Westpreußen zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen zusammengelegt. Die Reste der Kreise Krotoschin, Lissa und Rawitsch werden in den schlesischen Regierungsbezirk Breslau eingegliedert.
Heute ist Posen (polnisch Poznan) Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude werden zum Teil nach dem Krieg wieder aufgebaut: Die 1953 bis 1956 wiederaufgebaute Raczynski-Bibliothek ist neben der Universitätsbibliothek die zweitgrößte Bibliothek der Woiwodschaft. Das ehemalige Kaiserliche Residenzschloss ist heute Kulturzentrum der Stadt Posen und Rauchs Fürstenstatuen sind ebenfalls noch im Posener Dom zu besichtigen.
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