Der preußische Regierungsbezirk Oppeln wird auf der Grundlage der "Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815" als Mittelbehörde der Provinz Schlesien gegründet, Regierungssitz ist Oppeln. Im Norden grenzt der Regierungsbezirk an den preußischen Regierungsbezirk Posen, im Osten an das in Personalunion mit Russland verbundene Königreich Polen und die Freie Stadt Krakau, im Süden an das Kaisertum Österreich und im Westen an den ebenfalls zu Schlesien gehörenden Regierungsbezirk Breslau.
Ende 1820 ist der Regierungsbezirk in die Kreise Beuthen, Cosel, Falkenberg, Groß-Strehlitz, Grottkau, Kreuzburg, Leobschütz, Lublinitz, Neiße, Neustadt, Oppeln, Pleß, Ratibor, Rosenberg, Rybnik und Tost (-Gleiwitz) untergliedert. 1873 wird der Kreis Beuthen in die Kreise Beuthen, Kattowitz, Tarnowitz und Zabrze geteilt. Ab 1890 bildet Beuthen einen eigenen Stadtkreis, es folgen 1897 Gleiwitz, 1898 Königshütte, 1899 Kattowitz und Oppeln, 1903 Ratibor und 1911 Neisse.
Für den Regierungsbezirk Oppeln wird 1821 eine Fläche von 243 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 13.339km² für das Jahr 1820. Das Land des Regierungsbezirks ist mit den Ausläufern der Karpaten, des Glatzer und des Mährischen Gebirges und dem einzeln stehenden Annaberg sehr gebirgig. Die wichtigsten Flüsse sind Oder, Glatzer Neiße, Stober, Prosna und Weichsel.
Im Jahr 1820 liegt die Einwohnerzahl des Regierungsbezirks Oppeln bei 579.315. Bis 1850 nimmt sie um 69% auf 978.967 zu und verdoppelt sich bis 1905 auf 2.035.601.
In der Landwirtschaft werden neben Getreide vor allem Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut. Auf der rechten Oderseite in Oberschlesien befindet sich die größte Steinkohlenablagerung des europäischen Festlandes. Die Steinkohlenförderung des oberschlesischen Regierungsbezirks Oppeln steigert sich von 1.132.174t im Jahre 1850 auf die 32fache Fördermenge im Jahre 1913. Das Tarnowitzer Plateau besitzt zudem das reichste bekannte Zinklager. Die meisten Eisenwerke von allen Kreisen der Provinz Schlesien befinden sich im Regierungsbezirk Oppeln. In großen Mengen wird das Eisenerz in den Kreisen Tarnowitz und Beuthen gewonnen und direkt vor Ort sowie in den Kreisen Zabrze, Kattowitz und Gleiwitz verhüttet. Die Eisenerzförderung liegt im Jahre 1850 bei 324.684t und erreicht mit 888.563t im Jahre 1885 einen Höchstwert. Die Roheisenfabrikation erreicht 1912 mit 1.048.356t ihren Höhepunkt. Eisengießereien und andere metallverarbeitende Industrien finden sich vornehmlich in den Kreisen Oppeln, Ratibor und Neisse. Das Textilgewerbe ist vornehmlich bei Leobschütz angesiedelt. Der Schwerpunkt liegt auf Leine- und Baumwollweberei. Allein 1820 sind in der gewerblichen Leineweberei 2.691 und im Nebenerwerb 727 Webstühle im Einsatz.
Das Chausseenetz des Regierungsbezirks gewährt über die Bezirkshauptstadt Oppeln Anschluss an Berlin. Gleiwitz, Ratibor und Königshütte sind direkt mit Liegnitz verbunden. Als erste Stadt des Regierungsbezirks erhält Oppeln 1843 Bahnanschluss an Breslau. Gleiwitz wird 1845, Ratibor, Kattowitz und Myslowitz 1846 an Oppeln angeschlossen. 1846 ist über Breslau und Liegnitz die Bahnverbindung nach Berlin hergestellt. 1847 werden Annaberg, 1855 Leobschütz, 1858 Tarnowitz, 1859 Beuthen, 1860 Königshütte und schließlich 1868 Kreuzburg angeschlossen. Einzige schiffbare Wasserstraßen sind die Oder mit dem Hafen Kosel und der Klodnitzkanal, der seit 1812 Gleiwitz mit der Oder bei Kosel verbindet und zwischen 1888 und 1893 noch einmal ausgebaut wird.
Zu geistigen und kulturellen Zentren entwickeln sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Industrie- und Bergbaustädte Kattowitz, Beuthen und Gleiwitz. In Gleiwitz gibt es eine Maschinenbau- und eine Hüttenschule sowie ab 1905 ein oberschlesisches Museum. 1899 wird ein Theater errichtet, dessen Ensemble bald überregionale Bedeutung erlangt. Beuthen verfügt über eine Stadtbibliothek, ein Theater und ein Konzerthaus, Kattowitz hat ein Stadttheater.
1919 wird der Regierungsbezirk Oppeln zur Provinz Oberschlesien erhoben. Nach den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages vom 28. Juni 1919 muss Preußen aus dem Regierungsbezirk Oppeln den südwestlichen Teil des Kreises Ratibor, das so genannte Hultschiner Ländchen, an die Tschechoslowakei abtreten. 1921 fallen die Kreise Kattowitz (Stadt und Land), Königshütte und Pleß sowie Teile der Kreise Beuthen (Land und Stadt), Groß Strehlitz, Hindenburg (bis 1915 Zabrze), Lublinitz, Rybnik, Tarnowitz und Tost-Gleiwitz an Polen. Die Stadtkreise Beuthen, Gleiwitz und Hindenburg sowie die Landkreise Tost-Gleiwitz und Beuthen-Tarnowitz werden 1939 dem neugebildeten Regierungsbezirk Kattowitz angegliedert. Gemäß dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 wird der Regierungsbezirk Oppeln nach Ende des Zweiten Weltkriegs polnischer Verwaltung unterstellt.
Heute ist Oppeln (poln. Opole) Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Oppeln. Aus preußischer Zeit sind nur wenige Gebäude erhalten, darunter das Rathaus im florentinischen Palazzo-Stil. Das im ehemaligen Jesuiten-Kollegium aus dem 17. Jahrhundert sowie einem benachbarten Stadthaus im klassizistischen Stil untergebrachte Museum des Oppelner Schlesiens in Oppeln widmet sich der Geschichte der Stadt und der Region. Kattowitz (poln. Katowice) ist heute Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Schlesien. In der Stadt befindet sich das 1929 gegründete Schlesische Museum, das 1939 von deutschen Truppen zerstört und 1984 wiedergegründet wird. Das Museum bezieht als Standort den Neorenaissancebau des ehemaligen Grand Hotel Wiener. In Beuthen (poln. Bytom) befindet sich das Oberschlesische Landesmuseum.
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