Nach der Abdankung der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen zugunsten Preußens im Jahre 1849 bestehen für eine Übergangszeit die Regierungen Hechingens und Sigmaringens zunächst weiter. Mit Verordnung vom 7. Januar 1852 wird dann der Regierungsbezirk Hohenzollernsche Lande, auch Regierungsbezirk Sigmaringen genannt, als Mittelbehörde gebildet und direkt der Krone Preußens unterstellt. Lediglich die Militär-, Schul-, Medizinal- und Bergbauangelegenheiten unterstehen den Behörden der Rheinprovinz in Koblenz und Bonn. Regierungssitz ist Sigmaringen.
Der Regierungsbezirk liegt in Süddeutschland und ist von den zum Königreich Württemberg gehörenden Gebieten Schwarzwaldkreis und Donaukreis sowie dem zum Großherzogtum Baden gehörenden Seekreis umgeben. Die Exklaven Thalheim, Thiergarten, Igelswies, Tautenbronn und Mühlhausen befinden sich in Baden, Wilflingen, Langenenslingen und Bärenthal in Württemberg und Achberg-Esseratsweiler an der südlichen Grenze von Württemberg und Bayern. Innerhalb des Regierungsbezirks befinden sich die württembergischen Enklaven Jettkofen, Wirnsweiler und Mägerkingen sowie die badensche Enklave Wangen.
1852 ist der Regierungsbezirk in die Oberämter Achberg, Gammertingen, Glatt, Haigerloch, Hechingen, Ostrach, Sigmaringen, Straßberg, Trochtelfingen und Wald untergliedert. 1854 werden Glatt dem Oberamt Haigerloch, Straßberg dem Oberamt Gammertingen und Achberg dem Oberamt Sigmaringen angegliedert. 1861 fällt Trochtelfingen an das Oberamt Gammertingen, Wald an das Oberamt Sigmaringen und 1862 Ostrach ebenfalls an das Oberamt Sigmaringen. Die Amts- und Landesordnung von 1873 verfügt schließlich die Bildung der vier Bezirke Sigmaringen, Gammertingen, Hechingen und Haigerloch.
Für den Regierungsbezirk Hohenzollernsche Lande wird 1852 eine Fläche von 20 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 1.163km². Der Regierungsbezirk ist sehr gebirgig. Er liegt zum Großteil inmitten der Schwäbischen Alb und grenzt am westlichen Rand an den Schwarzwald. Höchste Erhebung ist der 905m hohe Kornbühl. Rund 34% des Landes sind bewaldet. Die wichtigsten Flüsse sind Donau und Neckar.
Im Gründungsjahr 1852 liegt die Einwohnerzahl des Regierungsbezirks Hohenzollernsche Lande bei 65.634. Bis 1905 hat sie sich um lediglich 4% auf 68.282 erhöht.
Die Haupterwerbsquellen bilden Ackerbau und Viehzucht. Gewerbe und Handel sind nachrangig. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember 1900 gibt es in den Hohenzollernschen Landen 5.541 Pferde, 47.906 Rinder, 7.804 Schafe, 27.898 Schweine, 3.347 Ziegen und 7.866 Bienenstöcke. Eisenerz wird 1854 noch aus 127 Gruben gefördert, 1872 nur noch aus 23 Gruben mit stetig abnehmender Ertragsquote. 1852 wird ein Steinsalzlager zwischen Stetten und Owingen entdeckt, so dass die Hohenzollernsche Bevölkerung nicht mehr auf den Import aus Württemberg angewiesen ist. Weitere Bodenschätze sind Gips, Kohlen, Torf und einige Mineralquellen. Der Regierungsbezirk ist kaum industrialisiert. Die bezirksweit erste Dampfmaschine wird 1850 für eine Sägemühle in Betrieb genommen. Eisen- und Stahl werden nur in unbedeutenden Mengen vornehmlich in der fürstlichen Eisengießerei in Laucherthal produziert. Erwähnenswert sind zudem die Baumwollfabriken in Haigerloch, Hechingen, Gammertingen und Laucherthal.
1848 gewährleistet ein Chausseenetz sowohl die Verbindung zwischen den beiden Hauptorten Hechingen und Sigmaringen als auch die Anbindung an badische und württembergische Handelsstädte. Im Gründungsjahr 1852 verfügt der Regierungsbezirk Hohenzollernsche Lande über keinerlei Eisenbahnen. Erst 1865 schließt Preußen mit Württemberg und Baden Staatsverträge, die diesen beiden Staaten die Streckenführung durch Hohenzollern gestatten. So entstehen erste Eisenbahnlinien, deren Führung allerdings ausschließlich badischen und württembergischen Interessen entspricht, da diese allein die Kosten tragen. Durch hohenzollernsches Gebiet führen ab 1867/68 die württembergischen Bahnlinien Horb-Rottweil, ab 1869 Tübingen-Hechingen, ab 1874 Hechingen-Balingen, ab 1873 Sigmaringen-Scheer, ab 1875 Altshausen-Ostrach, ab 1878 Balingen-Sigmaringen und ab 1890 Inzigkofen-Tuttlingen. Die badischen Strecken Stockach-Pfullendorf, Meßkirch-Ablachtal-Sigmaringen und Meßkirch-Ablachtal-Mengen werden zwischen 1873 und 1875 in Betrieb genommen. Der Kernbereich Hohenzollerns, die Täler der Lauchert, Fehla, Starzel und Eyach, wird erst nach Erlass des Preußischen Kleinbahngesetzes von 1892 für die Eisenbahn erschlossen. Die Baukosten der ab 1907 "Hohenzollernsche Landesbahnen" genannten Strecken tragen der preußische Staat, der Landeskommunalverband und die Westdeutsche Eisenbahngesellschaft, die als Generalunternehmer für den Bau sorgt und auch die Linien betreibt. Zwischen 1900 und 1912 werden 107,43km Bahnstrecke in Betrieb genommen. Für die wirtschaftliche Entwicklung ist somit eine Infrastruktur geschaffen, die sowohl einen Binnenverkehr ermöglicht als auch Hohenzollern an die überregionalen Eisenbahnlinien anschließt.
An höheren Schulen gibt es in den Hohenzollernschen Landen ein Gymnasium in Sigmaringen und eine höhere Bürgerschule bzw. Realschule in Hechingen. Beide unterstehen dem Provinzialschulkollegium der Rheinprovinz in Koblenz. In Sigmaringen gibt es zudem eine Ackerbauschule. Die höheren Töchterschulen unterstehen als Privatanstalten ebenso wie die Elementarschulen den königlichen Kreisschulinspektoren. Die 1825 gegründete Museumsgesellschaft, die sowohl Leseräume bietet als auch kulturelle Veranstaltungen organisiert, erhält 1890 ein eigenes Gebäude in Sigmaringen. Zuvor hatte sie sich im Sigmaringer Hoftheater zusammengefunden. Ab 1850 wird auf Initiative des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. die Stammburg des Hauses Hohenzollern bei Hechingen wieder aufgebaut. Zur Erforschung der Geschichte des Landes wird 1867 der Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern gegründet.
Seit 1928 lautet der offizielle Name des Regierungsbezirks "Hohenzollerische Lande". Nach Ende des Zweiten Weltkriegs endet mit der Errichtung eines "Staatssekretariats für das französisch besetzte Gebiet Württemberg und Hohenzollern" am 16. Oktober 1945 und der Auflösung der Behörde des Regierungspräsidenten in Sigmaringen am 15. März 1946 die verwaltungsmäßige Selbständigkeit der Hohenzollerischen Lande. 1947 wird das in der französischen Besatzungszone liegende Gebiet Teil des neu gebildeten Landes Württemberg-Hohenzollern mit der Hauptstadt Tübingen. Bei der Volksabstimmung vom 19. Dezember 1951 stimmt die Bevölkerung Hohenzollerns zu 90% für das 1952 gemeinsam mit den Ländern Württemberg-Baden und Baden zu bildende Bundesland Baden-Württemberg. Die Hoffnungen auf Nennung des Namens im Titel des Südweststaats werden allerdings ebenso enttäuscht wie die angestrebte Bildung eines Regierungsbezirks Hohenzollern. So taucht der Name Hohenzollern lediglich im bis 1972 bestehenden Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern auf.
Der 1867 gegründete Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern beschäftigt sich bis heute mit der Landesgeschichte Hohenzollerns. Seit 1934 nennt sich der in Hechingen ansässige Verein "Verein für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns". Im so genannten Alten Schloss in Hechingen befindet sich das "Hohenzollerische Landesmuseum" mit Exponaten zur Landesgeschichte des ehemaligen Fürstentums. Die Zollernburg befindet sich noch heute im Besitz der Familien von Hohenzollern und von Preußen.
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