III Dokumentation und Datensätze

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Regierungsbezirke

 

Regierungsbezirk Düsseldorf (1820-1914)

 

Geschichte/Verwaltung/Geographie

Der preußische Regierungsbezirk Düsseldorf wird am 22. April 1816 als Mittelbehörde der Provinz Jülich-Kleve-Berg gegründet, Regierungssitz ist Düsseldorf. Im Norden und Osten grenzt er an die Regierungsbezirke Münster und Arnsberg der preußischen Provinz Westfalen, im Süden an den ebenfalls zu Jülich-Kleve-Berg gehörenden Regierungsbezirk Köln, im Westen an den Regierungsbezirk Aachen der preußischen Provinz Niederrhein und im Nordwesten an den Regierungsbezirk Kleve, der zum 1. Januar 1822 Düsseldorf eingegliedert wird.

1820 ist der Regierungsbezirk in die neun Kreise Düsseldorf, Elberfeld, Essen, Gladbach, Grevenbroich, Krefeld, Lennep, Neuß und Solingen untergliedert. 1822 kommen die zuvor zum Regierungsbezirk Kleve gehörenden Kreise Dinslaken, Rees, Kleve, Rheinberg, Geldern und Kempen hinzu, wobei bereits ein Jahr später die Kreise Rheinberg und Geldern zum Kreis Geldern sowie Essen und Dinslaken zum Kreis Duisburg vereinigt werden. Ab 1822 ist der Regierungsbezirk Teil der neu gegründeten Rheinprovinz. 1857 wird der Kreis Moers neu gebildet, 1859 der Kreis Essen wiedererrichtet, 1861 die Stadtkreise Barmen und Elberfeld sowie der Kreis Mettmann gebildet. 1872 kommen die Stadtkreise Düsseldorf und Krefeld hinzu, 1873 der Stadtkreis Essen, 1874 der Stadtkreis Duisburg und der Landkreis Mülheim an der Ruhr sowie 1887 der Kreis Ruhrort. Es folgen die Stadtkreise Mönchen-Gladbach (1888) und Remscheid (1888), Solingen (1896), Oberhausen (1901), Mülheim an der Ruhr (1904), Rheydt (1907), Hamborn (1911) und Neuß (1913).

Für den Regierungsbezirk Düsseldorf wird 1816 eine Fläche von 46 Quadratmeilen angegeben, der GIS-Wert beträgt 2.652km² für das Jahr 1820. Um den Regierungsbezirk Kleve erweitert, hat der Regierungsbezirk 1822 eine Fläche von 98 Quadratmeilen bzw. 5.524km² (GIS-Wert). Auf dem linken Ufer des Rheins ist das Land eben und fruchtbar, auf dem rechten Ufer zum Großteil Gebirgs- und Hügelland. Bewässert wird das Land durch den Rhein und dessen Nebenflüsse Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe.

 

Bevölkerung/Wirtschaft/Verkehr

Im Jahr 1820 liegt die Einwohnerzahl des Regierungsbezirks Düsseldorf bei 390.128. Mit der Eingliederung des Regierungsbezirks Kleve 1822 verdoppelt sie sich auf 629.899 und liegt 1905 mit 2.989.243 schließlich vier bis fünfmal so hoch.

Insbesondere mit dem Steinkohlebecken des Ruhrtals verfügt der Regierungsbezirk über immense Bodenschätze. Die Steinkohleförderung steigert sich von 830.466t im Jahre 1850 auf das über Vierzigfache im Jahre 1913. Bedeutende Industrien sind die Stahl- und Eisenfabrikation. Die seit 1811 in Essen angesiedelte Krupp'sche Gussstahlfabrik steigt unter Alfred Krupp (1812-1887) zum seinerzeit größten Industrieunternehmen Europas auf. Die Roheisenfabrikation erreicht 1911 mit 4.182.816t ihren Höhepunkt. Der 1863 in Barmen gegründete Chemiekonzern Bayer beginnt um die Jahrhundertwende, neben der Farbenproduktion mit der pharmazeutischen Abteilung neue Geschäftsfelder zu erschließen. Nachdem die Firma ihren Sitz einige Jahre in Elberfeld hat, verlegt sie ihren Standort 1912 nach Leverkusen (bis 1930 offiziell Wiesdorf) im Regierungsbezirk Köln. Die Kleineisen - und Stahlwarenfabrikation hat ihre Hauptstandorte in Solingen und Remscheid im Bergischen Land. Tuchfabrikation findet sich vornehmlich in Lennep und Kettwig, Krefeld ist der Hauptsitz der deutschen Seidenindustrie. Im Textilbereich liegt der Schwerpunkt auf Seiden-, Baumwoll- und Wollweberei. 1849 sind in der Seidenweberei 19.286, in der gewerblichen Baumwollweberei 12.520 und in der gewerblichen Wollweberei 3.782 Webstühle im Einsatz.

Der Regierungsbezirk hat ein sehr dichtes Verkehrsnetz. Bereits 1838 wird die Bahnverbindung Düsseldorf-Erkrath eingeweiht, welche neben der Strecke Berlin-Potsdam die erste preußische Bahnverbindung darstellt. Die wichtigsten Rheinhäfen sind 1850 Emmerich, Wesel, Ruhrort, Duisburg und Düsseldorf sowie ab etwa 1880 Hochfeld, Uerdingen und Neuß. Für den Ruhrverkehr ist Mülheim von Bedeutung.

 

Kultur/Territoriale Entwicklung ab 1914/Kulturerbe

Kulturelles Zentrum des Regierungsbezirks ist die Hauptstadt Düsseldorf. Die 1777 von dem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor (1724-1799), dem damaligen Landesherrn, gestiftete Düsseldorfer Kunstakademie entwickelt sich unter der Leitung des Malers Wilhelm von Schadow (1788-1862) zu einer Institution von internationaler Bedeutung. Das Düsseldorfer Schauspielhaus wurde 1747 ebenfalls von Karl Theodor gegründet und erhält 1875 als "Stadttheater" einen Neubau.

Heute ist der Regierungsbezirk Düsseldorf, der zum Bundesland Nordrhein-Westfalen gehört, mit rund 5,3 Millionen Einwohnern bei einer Fläche von 5.300 km² der am dichtesten besiedelte Regierungsbezirk Deutschlands. An der bis heute bestehenden Düsseldorfer Kunstakademie studieren und lehren u.a. der Bildhauer und Aktionskünstler Joseph Beuys (1921-1986), der Maler Jörg Immendorff (geb. 1945) oder der Videokünstler Nam June Paik (1932-2006). Die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen gehört seit 2001 zum Weltkulturerbe der UNESCO und wird für kulturelle und museale Zwecke genutzt. Essen wird 2010 stellvertretend für die Region europäische Kulturhauptstadt sein. Das Ruhrlandmuseum in Essen erinnert an die wechselvolle Geschichte des Ruhrgebiets. Die Kulturstiftung Ruhr ist in der Essener Villa Hügel, dem ehemaligen Wohnsitz der Industriellenfamilie Krupp untergebracht.

 

Verwendete Literatur