Die Kreisdirektion Leipzig, die in etwa die Funktion eines Regierungsbezirks hat, wird auf Grundlage der Verordnung vom 6. April 1835 aus dem Leipziger Kreis sowie dem zuvor zum Meißner Kreis gehörenden Amt Oschatz sowie den zuvor zum Erzgebirgischen Kreis gehörenden Ämtern Nossen, Penig, Rochsburg und Wechselburg als Mittelbehörde des Königreichs Sachsen gebildet. Regierungssitz ist Leipzig. Im Norden und Westen grenzt die Kreisdirektion an den preußischen Regierungsbezirk Merseburg, im Osten an die sächsische Kreisdirektion Dresden und im Süden an die sächsische Kreisdirektion Zwickau sowie das Herzogtum Sachsen-Altenburg. 1835 ist die Kreisdirektion in die drei Amtshauptmannschaften Borna, Grimma und Rochlitz untergliedert. Zum 1. Oktober 1838 kommt Döbeln als vierte Amtshauptmannschaft hinzu. 1855 geht das Amt Nossen an die Kreisdirektion Dresden. Ab 1874 werden die Kreisdirektionen in Kreishauptmannschaften umbenannt.
Für die Kreisdirektion Leipzig wird eine Fläche von 63 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 3.589km² für das Jahr 1820. Das Land ist lediglich im Süden durch Ausläufer des Erzgebirges etwas bergig, ansonsten bestimmen zumeist fruchtbare Ebenen die Kreisdirektion Leipzig. Hauptfluss ist die Mulde, weitere Flüsse sind Elster und Pleiße.
Im Jahr 1835 liegt die Einwohnerzahl der Kreisdirektion Leipzig bei 363.405. Bis 1871 nimmt sie um 62% auf 589.377 zu und verdoppelt sich bis 1905 auf 1.146.423.
Leipzig ist die landwirtschaftlich gesehen fruchtbarste Kreisdirektion des Königreichs Sachsen. Getreide wächst hervorragend in den Gegenden von Döbeln, Mügeln, Grimma und südlich von Leipzig. Gemüsebau und Gärtnerei haben ihren Hauptsitz ebenfalls um Leipzig. Tabak und Ölkräuter gedeihen in Leipzig, Arzneikräuter bei Borna und Küchengewächse ebenfalls bei Leipzig. Bedeutend ist auch die Obstkultur, besonders in den Gegenden von Leipzig und Colditz. Ausgezeichnete Zuchtschäfereien gibt es in Oschatz. Schweinezucht wird besonders stark in den Amtshauptmannschaften Döbeln, Oschatz, Grimma und Borna und Gänsezucht bei Leipzig betrieben.
Braunkohlen finden sich vor allem in den Einbuchtungen des Tieflands um Grimma und Oschatz. Die Braunkohlenförderung steigert sich von 94.000t im Jahre 1850 auf den 30fachen Wert von 2.965.906t im Jahre 1913. Leipzig ist die sächsische Handelsmetropole und einer der bedeutendsten Messestandorte Deutschlands. Ein Hauptzweig des Leipziger Handels ist der Buchhandel, der sich seit Anfang des 16. Jahrhunderts zum Teil von Frankfurt nach Leipzig verlagert hat. Leipzig ist Hauptstapel- und Kommissionsplatz des gesamten deutschen und zum Teil auch ausländischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandels. Seit 1825 besteht der Allgemeine Börsenverein der deutschen Buchhändler. 1860 gibt es in Leipzig 187 Buch-, Kunst- und Musikalienverlage, 47 Druckereien mit 135 Buchdrucker- und 105 Schnellpressen, welche über 900 Drucker und Setzer beschäftigen sowie 100 Buchbindereien. Durch diese Standortvorteile ist Leipzig auch ein Zentrum für Zeitungen, Zeitschriften und andere Periodika.
1848 verfügt die Kreisdirektion Leipzig über ein umfassendes Chausseenetz das sternförmig von der Handelsmetropole Leipzig aus in alle Richtungen führt. Als erste Stadt erhält Leipzig über Wurzen und Oschatz 1839 Bahnanschluss an die Landeshauptstadt Dresden. Es folgen Döbeln 1850, 1866 Grimma und 1869 Hainichen. In der Kreisdirektion Leipzig gibt es keine schiffbaren Wasserstraßen.
Geistiges und kulturelles Zentrum ist die alte Universitäts- und Messestadt Leipzig. Die 1409 als Abspaltung der Karls-Universität Prag gegründete Leipziger Universität gehört neben Heidelberg zu den ältesten noch bestehenden Universitäten Deutschlands. Die Universität bekam sowohl von der Stadt als auch von den damaligen Landesherren, den Markgrafen von Meißen, mehrere Gebäude übereignet. 1846 wird in Leipzig die Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften (seit 1919 Sächsische Akademie der Wissenschaften) gegründet. Eine Bildungsanstalt für Buchhändlerlehrlinge wird 1853 eingerichtet und 1898 eine Handelshochschule.
Von 1864 bis 1868 errichtet die Stadt das Neue Theater in Leipzig nach den Plänen des Architekten Carl Ferdinand Langhans (1782-1869). Das mit Goethes Iphigenie auf Thauris eröffnete Theater widmet sich bald gänzlich der Oper, während das Schauspiel im Alten Theater verbleibt. Dem Theater gegenüber steht das 1837 gegründete und 1883 bis 1886 nach den Plänen des Architekten Hugo Licht (1821-1923) aus Mitteln der Grassistiftung bedeutend erweiterte Städtische Museum des Leipziger Kunstvereins mit Gemälden älterer und moderner Meister, einer großen Kupferstichsammlung sowie einem Anbau mit Skulpturen des Leipziger Bildhauers Max Klinger (1857-1920). Im 1895 vollendeten Grassimuseum, benannt nach dem Kaufmann und Mäzen Franz Dominic Grassi (1801-1880), sind die reichen Sammlungen des Museums für Völkerkunde und des Kunstgewerbemuseums untergebracht. Zur Hundertjahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wird 1913 das 91 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal nach den Plänen von Bruno Schmitz (1858-1916) eingeweiht.
1939 wird die Kreishauptmannschaft Leipzig in Regierungsbezirk umbenannt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden die Regierungsbezirksstrukturen nicht wieder eingeführt. Nach der Wiedervereinigung 1990 wird zum 1. Januar 1991 erneut ein Regierungsbezirk Leipzig eingerichtet. Er hat 2006 eine Fläche von 4.388km² und 1.073.335 Einwohner.
Die während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstörte Leipziger Universität erhält verschiedene Neubauten, darunter das Uni-Hochhaus in Form eines aufgeschlagenen Buches, das 1968 bis 1972 nach den Plänen des Architekten Hermann Henselmann (1905-1995) errichtet wird. Das ehemalige Grassimuseum beherbergt heute die Leipziger Stadtbibliothek. Die Völkerkunde- und Kunstgewerbesammlungen sind zusammen mit dem Museum für angewandte Kunst im 1925 bis 1929 im Art Déco-Stil errichteten neuen Grassimuseum untergebracht.
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